Lexikon wichtiger Finanzbegriffe

In der Betriebswirtschaftslehre haben zunehmend Fachbegriffe Eingang gefunden, die aus dem Amerikanischen stammen. Das ist nicht zuletzt Ausdruck der Tatsache, dass in den angelsächsischen Ländern andere Entwicklungen und Denkmuster etwa bei der Unternehmensfinanzierung zu beobachten sind, als dies lange Zeit in Deutschland der Fall war. So herrscht in Deutschland zum Teil bis heute die klassische Denkweise der Banken gestützten Unternehmensfinanzierung vor. Erst nach und nach öffnen sich mittelständische Unternehmen den viel breiteren Möglichkeiten moderner, Kapitalmarkt naher Finanzierungsformen. Dabei spielen viele Fachbegriffe eine Rolle. Unser kleines Glossar, das wir regelmäßig ergänzen, erläutert deren Bedeutung:


Asset-Deal
Erwerb der Wirtschaftsgüter eines Unternehmens zu Finanzierungszwecken.

Benchmark
Der Begriff Benchmark steht für einen Wert oder auch für einen Meilenstein, der als imaginäre Messlatte für eine (kontinuierliche) Standortbestimmung innerhalb einer Gruppe von Wirtschaftsunternehmen dient. Als Messlatte wird in der Regel jenes Verfahren herangezogen, das innerhalb der Gruppe zu einem optimalen Ergebnis führt (Best Practice). Durch Festlegung dieses "benchmarks" als Ziel werden dann in den übrigen Teilen der Gruppe Produkte, Praktiken, Arbeitsabläufe, Leistungen, und Kennzahlen verbessert. Den gesamten Vorgang nennt man dann das Benchmarking.

Break-Even-Point
Der Break-Even-Point ist die Gewinnschwelle und gibt die Umsatzgröße an, an der die Gesamtkosten (fixe und variable Kosten) gerade gedeckt sind.

Cashflow
Position aus der Rentabilitätsvorschau, die den erwirtschafteten Zahlungsmittelüberschuss angibt. Der Cashflow bildet sich aus der Summe von Betriebsergebnis und den planmäßigen Abschreibungen. Zur Beurteilung der Kapitaldienstfähigkeit bei Existenzgründungen wird der erweiterte Cashflow (Summe aus Cashflow und Zinsaufwand) herangezogen.

Corporate Venturing
Übliche Bezeichnung für Beteiligungskapital, das von Unternehmen oder verbundenen Beteiligungsgesellschaften zur Verfügung gestellt wird, die ein weitergehendes Interesse an dem Unternehmen haben (z. B. Lieferantenkontakte, strategische Ausrichtung der Geschäfte, Übernahmegedanken etc.).

Covenants
Vereinbarung im Darlehensvertrag über die Einhaltung bestimmter betriebswirtschaftlicher Kennzahlen (zum Beispiel Mindest-Eigenkapitalquote) während der Darlehenslaufzeit durch den Kreditnehmer. Wird diese Vereinbarung vom Kreditnehmer verletzt, kann die Bank ihr Recht auf Zinsanpassung oder gar zur Kündigung des Darlehens wahrnehmen.

Delkredere
Haftung des Factors für teilweisen oder vollständigen Forderungsverlust durch Zahlungsunfähigkeit eines Abnehmers. Die Zahlungsunfähigkeit gilt nach einer festgelegten Frist ohne besonderen Nachweis als eingetreten, wenn der Abnehmer nicht gezahlt und keine Einwände gegen seine Zahlungspflicht erhoben hatte.

Due Diligence
Bonitätsprüfung und Bewertung eines Unternehmens vor Übernahme einer Beteiligung. Insbesondere ist die Bewertung abgestellt auf die künftige Ertragskraft bzw. auf Marktperspektiven.

EBIT
Abkürzung für "Earnings before Interest and Taxes“ – gemeint ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern

EBITDA
Abkürzung für „Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization“ – beim EBITDA werden neben Zinsen und Steuern auch die Abschreibungen herausgerechnet.

ERP-Mittel
Die Abkürzung ERP steht für European Recovery Program, dem ehemaligen Marshall-Plan. Heute stehen die Gelder dieser Wiederaufbauhilfe als so genanntes ERP-Sondervermögen im Eigentum des Bundes und dienen zur Finanzierung verschiedener Förderprogramme der KfW Bankengruppe.

Exit
Ein Exit oder auch Ausstieg ist der Verkauf einer gehaltenen Beteiligung. Hierbei gibt es die Möglichkeit, das Kapital durch die Unternehmung oder einen Gesellschafter an den Beteiligungsgeber zurückzuführen (buy back) bzw. an einen Dritten zu veräußern (trade sale).

Factoring
Unter Factoring versteht man den Kauf von Geldforderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen. Factoring dient der kurzfristigen Umsatzfinanzierung und dem hundertprozentigen Schutz vor Forderungsausfällen; zum Factoring gehört ein effizientes Debitorenmanagement.

Forfaitierung
Mit Forfaitierung bezeichnet man eine Form der Exportfinanzierung, bei der ein Finanzinstitut (Forfaiteur) mittel- bis längerfristige Exportforderungen ankauft. Der Forfaitierung liegen abstrakte Zahlungsforderungen, z.B. Wechsel- oder Buchforderungen, zugrunde.

Konsortialkredit
Kredit, der von mehreren Banken unter der Führung einer einzelnen Bank, dem Konsortialführer, zu einheitlichen Bedingungen gewährt wird. Dabei wird der Kreditbetrag und die Sicherheiten quotal auf die Mitglieder des Konsortiums aufgeteilt.

Kontokorrentkredit
Der Kontokorrentkredit gibt dem Kreditnehmer die Möglichkeit, innerhalb einer festgelegten Laufzeit und bis zu einer vereinbarten Kreditlinie sein laufendes Konto zu überziehen. Unternehmen nutzen den Kontokorrentkredit häufig zur Finanzierung des Betriebsmittelbedarfs, zum Beispiel für eine Auftragsvorfinanzierung.

LBO
LBO steht für Leverage-buy-out. Als LBO wird ein MBO oder MBI bezeichnet, bei dem der Kaufpreis zum überwiegenden Teil aus Fremdmitteln (Leverage) finanziert wird. Der Schuldendienst wird im Ergebnis meist aus dem Cash-Flow des erworbenen Unternehmens erbracht. Über eine neu zu gründende weitere Gesellschaft kann der gezahlte Unternehmenswert aktiviert werden und bietet somit Abschreibungspotential.

Leasing
Finanzierungsinstrument, bei dem der Leasingeber seinem Kunden (Leasingnehmer) das Leasingobjekt gegen Zahlung in der Regel monatlicher Leasingraten zur Nutzung überlässt. Der Kunde profitiert hierbei vom Nutzungsrecht, ohne selbst Eigentümer zu werden und das Objekt finanzieren zu müssen. Leasing wirkt daher bilanzverkürzend und kann einen positiven Einfluss auf die Eigenkapitalquote und damit auf das Rating eines Unternehmens haben.

Management-Buy-In (MBI)
Übernahme eines Unternehmens durch ein externes Management. Siehe hierzu auch Management-Buy-Out.

Management-Buy-Out (MBO)
Übernahme eines Unternehmens durch das vorhandene Management. Siehe hierzu auch Management-Buy-In.

Mezzanine-Finanzierung
Sammelbegriff für Finanzierungsformen, die sowohl Elemente von Eigenkapital, als auch von Fremdkapital beinhalten. Die in Deutschland gebräuchlichen Formen bei der konkreten Ausgestaltung sind: typische und atypische Stille Beteiligungen, partiarische Darlehen, Gesellschafterdarlehen und Genussscheine.

Grundsätzlich wird zwischen dem eigenkapitalgeprägten Equity Mezzanine Capital und dem fremdkapitalorientierten Debt Mezzanine Capital unterschieden. Mezzanine-Kapital (Mezzanine; ital. Zwischengeschoss) gilt aus wirtschaftlicher Sicht durch seine Nachrangigkeit im Insolvenzfall als Eigenkapital, erhöht damit die Eigenkapitalquote und verbessert so unter Umständen auch das Rating des Unternehmens. Rechtlich werden Mezzanine-Mittel jedoch in der Regel wie Fremdkapital behandelt.

Die Mittel werden meist befristet für eine Zeit zwischen vier und zehn Jahren bereitgestellt und können sehr individuell vergütet werden. So ist neben einer Basisverzinsung oft eine variable, beispielsweise am Gewinn orientierte Komponente vorgesehen. In einigen Fällen können zusätzlich "equity kicker", also Optionen auf den Erwerb von Geschäftsanteilen, hinzukommen.

Pre-Seed-Finanzierung
Vor-, Gründungs- bzw. Ideenfindungsphase, in der beispielsweise entwicklungsfähige, potenzielle Arbeitskräfte gefördert werden, um ein in der Zukunft liegendes Vorhaben zu realisieren.

Private Equity
Beteiligungskapital. Im Amerikanischen Oberbegriff für alle Eigenkapital-Anlageformen: Kapital von Privatpersonen oder Business Angels, Venture Capital, Mezzanine und LBO.

Rating
Bonitätsprüfung vor einer Kreditvergabe. Beim Rating handelt es sich um eine Kennzahl, die eine Ausfallwahrscheinlichkeit des Unternehmens kennzeichnet. Im Zuge der Einführung risikogerechter Zinsen, hat das Rating auch Einfluss auf die Kreditkonditionen.

Rating Advisory
Rating Advisoy umfasst sämtliche beratende und unterstützende Maßnahmen, die im Zusammenhang mit einem Rating-Verfahren stehen.

ROI
ROI steht für Return on Investment und zeigt die Gesamtkapitalrentabilität eines Unternehmens, die mit Hilfe des eingesetzten Eigen- und Fremdkapitals (inkl. des Beteiligungskapitals) erwirtschaftet wird.

Seed-Finanzierung
In der Seed-Phase wird die Gründung des späteren Unternehmens vorbereitet. Dazu wird ein Businessplan erstellt, der das gesamte Unternehmenskonzept abbildet. Um die hohen Anfangsaufwendungen zu finanzieren, benötigt man Investoren, die sich in den Märkten auskennen und über entsprechende Erfahrung und Netzwerke verfügen, z.B. Business Angels.

Stille Beteiligung
Kapitaleinlage eines externen Kapitalgebers, dem stillen Gesellschafter. Dieser hat Anspruch auf Gewinnbeteiligung, er besitzt jedoch keine Stimmrechte in der Gesellschafterversammlung und nimmt nicht am Wertzuwachs des Unternehmens teil (typische stille Gesellschaft). Ist der stille Gesellschafter neben der Gewinnbeteiligung auch am Verlust und Wertzuwachs des Unternehmens beteiligt, spricht man von einer atypischen stillen Beteiligung. Beide Formen der stillen Beteiligung gehören zu den so genannten Mezzanine-Finanzierungen.

VC Gesellschaft
Venture-Capital-Gesellschaften sind Unternehmen, die mit unterschiedlichen Absichten Beteiligungskapital zur Verfügung stellen.

Venture Capital
Haftendes Eigenkapital (auch Risiko- oder Wagniskapital), das in der Regel zusammen mit unternehmerischer Beratung des Kapitalgebers zur Verfügung gestellt wird. Venture Capital ist eine spezielle Form von Beteiligungskapital (Private Equity), das in der Praxis insbesondere bei der Finanzierung von technischen Innovationen eingesetzt wird. Der Kapitalgeber sieht sich dabei hohen Ertragschancen, aber auch einem hohen Verlustrisiko ausgesetzt.

Venture Capital Fonds
Venture Capital Fonds dienen zur Bereitstellung von Kapital für Investments. Investoren des Fonds sind sowohl institutionelle Anleger (Kreditinstitute, Versicherungen, Staat, Pensionsfonds) als auch Privatpersonen.

Zession
Die Zession ist eine gängige Form der Kreditbesicherung, bei der die Kunden-Forderungen eines Unternehmens an die kreditgebende Bank abgetreten werden. Wird der Schuldner dieser Forderung nicht über die Abtretung informiert, spricht man von einer stillen Zession. Eine weitere Sonderform der Zession ist die Globalabtretung.


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